Sonntag, 10. April 2016

(Ein Gedicht für die neue Woche) Der Handschuh

Mir ist aufgefallen, das einige Blogger Postreihen an Wochentage knüpfen. Diese Idee gefällt mir sehr gut und da ich Gedichte liebe, kommt hier die Reihe, auf die die Welt gewartet hat: Ein Gedicht für die neue Woche. Ich will euch einfach ein Gedicht mit in die Woche geben und da ich Montags - oder allgemein immer ;) - keine Zeit habe, werden die Gedichte regelmäßig am Sonntag auftauchen. Ich hoffe, euch macht das so viel Spaß, wie mir bisher ^^. Ich hatte nämlich bereits die Ehre einige Gedichte auszuwählen. Dabei habe ich nicht zufällig ein paar schöne Gedichte ausgesucht, sondern (abgesehen davon, dass ich meine Lieblingsgedichte genommen habe) mich an ein bestimmtes Schema gehalten: 

1. Sonntag im Monat: Allgemeines Gedicht.
2. Sonntag im Monat: Balladen
3. Sonntag im Monat: Allgemeines Gedicht 
4. Sonntag im Monat: Selbst geschriebenes Gedicht

Jaa, ich schreibe auch selbst Gedichte und ich habe eine Schwäche für Balladen. Heute ist der 2.Sonntag im Monat, also freut euch schon mal auf ein Ballade. 

Schiller hat viele Balladen geschrieben, die mir sehr gefallen. Meine Lieblingsballade von ihm, die ich nebenbei gesagt auch auswendig kann, ist der Taucher, aber ich wollte euch nicht gleich mit 27 Strophen zu je 6 Zeilen erschlagen. Allerdings wird auch die irgendwann kommen. Ich habe mich dann trotzdem für Schiller entschieden und zwar für eine ziemlich bekannte Ballade: Der Handschuh.
Das Gedicht ist deutlich kürzer, hat aber ein schöne Aussage: Wenn dich jemand nicht so lieben kann wie du bist, dann verdient er deine Liebe nicht. Ich denke, der Rest spricht ziemlich für sich. 


Der Handschuh

Vor seinem Löwengarten,
Das Kampfspiel zu erwarten,
Saß König Franz,
Und um ihn die Großen der Krone,
Und rings auf hohem Balkone
Die Damen in schönem Kranz.


Und wie er winkt mit dem Finger,
Auftut sich der weite Zwinger,
Und hinein mit bedächtigem Schritt
Ein Löwe tritt
Und sieht sich stumm
Ringsum
Mit langem Gähnen
Und schüttelt die Mähnen
Und streckt die Glieder
Und legt sich nieder.


Und der König winkt wieder,
Da öffnet sich behend
Ein zweites Tor,
Daraus rennt
Mit wildem Sprunge
Ein Tiger hervor.

Wie der den Löwen erschaut,
Brüllt er laut,
Schlägt mit dem Schweif
Einen furchtbaren Reif
Und recket die Zunge,
Und im Kreise scheu
Umgeht er den Leu,
Grimmig schnurrend,
Drauf streckt er sich murrend
Zur Seite nieder.


Und der König winkt wieder,
Da speit das doppelt geöffnete Haus
Zwei Leoparden auf einmal aus,
Die stürzen mit mutiger Kampfbegier
Auf das Tigertier;
Das packt sie mit seinen grimmigen Tatzen,
Und der Leu mit Gebrüll
Richtet sich auf, da wirds still;
Und herum im Kreis,
Von Mordsucht heiß,
Lagern sich die greulichen Katzen.


Da fällt von des Altans Rand
Ein Handschuh von schöner Hand
Zwischen den Tiger und den Leun
Mitten hinein.


Und zu Ritter Delorges, spottenderweis,
Wendet sich Fräulein Kunigund:
»Herr Ritter, ist Eure Lieb so heiß,
Wie Ihr mirs schwört zu jeder Stund,
Ei, so hebt mir den Handschuh auf!«


Und der Ritter, in schnellem Lauf,
Steigt hinab in den furchtbaren Zwinger
Mit festem Schritte,
Und aus der Ungeheuer Mitte
Nimmt er den Handschuh mit keckem Finger.


Und mit Erstaunen und mit Grauen
Sehns die Ritter und Edelfrauen,
Und gelassen bringt er den Handschuh zurück.
Da schallt ihm sein Lob aus jedem Munde,
Aber mit zärtlichem Liebesblick –
Er verheißt ihm sein nahes Glück –
Empfängt ihn Fräulein Kunigunde.
Und er wirft ihr den Handschuh ins Gesicht:
»Den Dank, Dame, begehr ich nicht!«
Und verläßt sie zur selben Stunde.


Ok... im nachhinein betrachtet ist das Gedicht ein bisschen länger als gedacht. Aber es ist doch total toll, oder? ;) 

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